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Geschrieben von Martin R. am 27.10.2009 um 22:35:

  Der luftgekühlte DEUTZ-Motor

Wie anderswo angeregt wurde , finde ich es eine gute Idee, ein eigenes Thema für technische Erörterungen zum luftgekühlten DEUTZ-Motor zu eröffnen.

Bekanntlich wurde die Luftkühlung von Deutz ja bis 1944 entwickelt und erstmals im Raupenschlepper Ost verwendet, der in den Ulmer Magirus-Werken für die Wehrmacht gebaut wurde. Der Krieg ging trotzdem verloren.

1948 hielt die neue Technik dann Einzug in die Lkw und Omnibusse von Magirus-Deutz und wurde fast zu einem Markenzeichen der Ulmer Erzeugnisse. Als in Nachkriegszeit und Wirtschaftswunder das zerstörte Deutschland wieder aufgebaut wurde, waren die luftgekühlten Ulmer Baulaster sehr gefragte Fahrzeuge.

Damals hatte die Luftkühlung ganz klare Vorteile: Kein Kühlwasser konnte einfrieren, kein Frostschutzmittel schadete dem Motor und auch bei niedrigen Geschwindigkeiten mit wenig Fahrtwind wie z. B. auf unwegsamen Baustellen war genug Kühlung gewährleistet. Der luftgekühlte Dieselmotor bewährte sich bestens im In- und Ausland, wurde in alle Welt exportiert (z. B. überall dahin, wo es heiß und trocken war) und setzte sich auch bei Notstromaggregaten, Baumaschinen, Gabelstaplern usw. durch.

Und er wird bis heute hergestellt. Aber damit erst mal genug als Anregung, jetzt sollen mal die Motoren-Experten ran großes Grinsen



Geschrieben von Martin R. am 27.10.2009 um 22:42:

  RE: Der luftgekühlte DEUTZ-Motor

Achja, vielleicht noch ein Link. Hier hat sich jemand schon sehr viel Mühe gegeben, die Entwicklung der DEUTZ-Motoren darzustellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Deutz-Motoren klatsch



Geschrieben von cutcroco am 27.10.2009 um 23:18:

 

Super Martin.

Das war doch längst überfällig, oder ?
Musten die Henschelaner erst Geburtshilfe leisten rtfm lach freu

Fangen wir mal klein und von vorne an.

Die Motorenbezeichnung:
Der erste Fahrzeugmotor war der F/A 4 L 514
F steht für Fahrzeugmotor
A steht für Aggregatmotor
4 ist die Zylinderzahl
L steht für Luftkühlung.
5 ist die Motorenbaureihe
14 ist der Kurbelwellenhub in cm also 140 mm.

So kann man bis zu heutigen Tag alle DEUTZ Motoren entschlüsseln.

Viel viel Später kam vorne ein BF für Turbo dazu oder hinten ein L für längere Hub. Wenn es auch nur 5 mm mehr sind.

Grüße Peter



Geschrieben von Martin R. am 28.10.2009 um 07:40:

 

Zitat:
Original von cutcroco
Super Martin.

Das war doch längst überfällig, oder ?
Musten die Henschelaner erst Geburtshilfe leisten rtfm lach freu



Ja, da hattest Du eine Spitzen-Idee daumen Und Konkurrenz belebt halt das Geschäft gröhl

Weil hier können wir jetzt die technischen Besonderheiten des Luftgekühlten besprechen, wie er seinen Siegeszug durch fast alle Bereiche antrat (Traktoren habe ich oben in meiner Aufzählung vergessen) und es können sich auch die hier zahlreich vertretenen Fachleute aus dem Baumaschinenbereich zu Wort melden und über ihre Erfahrungen mit luftgekühlten Baggern, Raupen, Radladern usw. berichten. Darauf freue ich mich jetzt schon, weil ich als Lkw-Fan bis jetzt darüber noch so gut wie nichts weiß.

Und auch den Bogen bis zum Niedergang können wir dann irgendwann mal schlagen, warum der luftgekühlte Motor die letzten 10 bis 20 Jahre auf dem schleichenden Rückzug ist. Fing ja mit dem Verschwinden aus den Iveco-Lkw an und war mit der Einführung der Wasserkühlung sogar bei Deutz-Fahr Traktoren noch nicht zu Ende.

Vielleicht stellen wir auch irgendwann mal Vergleiche zu den ebenfalls luftgekühlten VW-, Porsche-, Eicher- und Tatra-Motoren an.

Jetzt aber erst noch mal ganz rudimentäre Basis-Infos über den ersten luftgekühlten Deutz-Motor:

Was die Ingenieure bei Deutz damals gemacht haben, war ganz einfach ausgedrückt das Weglassen des Wasserkreislaufs im Motorblock, der Wasserpumpe und des Kühlers vor dem Motor. Statt dessen ordneten sie an die Zylinder großzügige Kühlrippen an, vor den Motor ein von der Kurbelwelle über einen Keilriemen angetriebenes Lüfterrad und seitlich am Reihenmotor ein Luftführungsblech. Die Luft wurde vom Lüfterrad durch den Motor geblasen, wo sie die Verbrennungswärme auf- und mit nach draußen nahm.

Das hatte wie gesagt einige Vorteile, wie etwa den Verzicht auf Wasser im Motor (dadurch war der luftgekühlte Motor auch leichter als ein wassergekühlter) und eine stetige, vom Fahrtwind und damit der Fahrtgeschwindigkeit unabhängige Motorkühlung. Nicht umsonst war der luftgekühlte Motor sehr gefragt überall da, wo es langsam voran ging, wie etwa bei der Müllabfuhr mit ständigem Anfahren und Bremsen, und überall da, wo Wasser gern mal überkochte, wie etwa in der Wüste.

Es eröffnete auch völlig neue Möglichkeiten für das Design: Kein Hersteller außer Magirus-Deutz konnte den Rundhauber wagen, weil alle vor dem Motor Platz für den rechteckigen Wasserkühler brauchten. Und der Rundhauber ist mit seinem zentral durch den Grillaussschnitt scheinenden Lüfter ein echtes Kunstwerk geworden.

Aber auch Nachteile gab es, wie z. B. ein höheres Geräuschniveau (aber wie gesagt: Ich finde es klingt gut großes Grinsen ) und das Problem, das auch jeder kennt, der mal einen VW Käfer gefahren hat: Wie heizt man den Innenraum des Wagens im Winter? Magirus-Deutz Lkw und Busse hatten deswegen i. d. R. eine Zusatzheizung verbaut, was besonders bei Bussen, wo es schon früher als beim Lkw auf Komfort ankam, wichtig war.

Ganz viel Text habe ich jetzt wieder produziert, jetzt ist wieder jemand anders dran großes Grinsen



Geschrieben von AWM52 am 28.10.2009 um 13:27:

 

Tolle Erläuterung zum Deutz-Motor! smile Genau so waren sie, die
Deutz- Motoren, egal ob in Bus, LKW,Traktor, Gabelstapler oder
oder oder- immer unverwüstlich und absolut einmalig im Klang!
Ich bin sozusagen frühkindlich geprägt von Deutz-Motoren,
mein Vater war Busfahrer und fuhr meistens Magirus- Busse
(Saturn, TR, Standardbus). Er parkte den Bus bei uns zu Hause,
und wenn er dann zu Wartungsarbeiten die Haube öffnete und den
Motor laufen ließ- DIESES GERÄUSCH IST UNVERGESSLICH!
Thema Heizung: Die Zusatzheizung war gut, solange sie funktionierte-
aber wehe, sie tat es nicht... Dann "heizte" sie mit ihren eigenen
Abgasen und blies den Qualm in den Innenraum! Dann wurde es
nicht warm, sondern nur etwas sauerstoffarm innen... Augen rollen

deutzige Grüße
Stefan



Geschrieben von Deutzer am 28.10.2009 um 17:53:

 

Und ich füge mal ein paar Fotos ein, die einen F8L914 mit 230PS zeigen, bzw. Bauteile davon.

Und ich kann mich Martin nur anschließen mit der Empfehlung des Wikipedia-Artikels "Liste der Deutz-Motoren"

-Peter



Geschrieben von Deutzer am 28.10.2009 um 19:07:

 

Zitat:
Original von AWM52
Tolle Erläuterung zum Deutz-Motor! smile Genau so waren sie, die
Deutz- Motoren, egal ob in Bus, LKW,Traktor, Gabelstapler oder
oder oder- immer unverwüstlich und absolut einmalig im Klang!
Ich bin sozusagen frühkindlich geprägt von Deutz-Motoren,
mein Vater war Busfahrer und fuhr meistens Magirus- Busse
(Saturn, TR, Standardbus). Er parkte den Bus bei uns zu Hause,
und wenn er dann zu Wartungsarbeiten die Haube öffnete und den
Motor laufen ließ- DIESES GERÄUSCH IST UNVERGESSLICH!
Thema Heizung: Die Zusatzheizung war gut, solange sie funktionierte-
aber wehe, sie tat es nicht... Dann "heizte" sie mit ihren eigenen
Abgasen und blies den Qualm in den Innenraum! Dann wurde es
nicht warm, sondern nur etwas sauerstoffarm innen... Augen rollen

deutzige Grüße
Stefan


Ja, die berühm-berüchtigten Webasto-Zusatzheizungen. Normalerweise haben sie im ersten Jahr einwandfrei funktioniert, danach konnte man sie zur Nebel-Tarnung gebrauchen.

Aber bei Magirus gab es ja ab ca 1975 die Motoröl-betriebene Heizung, gleiches Prinzip wie beim wassergekühlten Motor. Und wer richtig Gas gegeben hat, hatte es mollig warm. Die 6- und 8-Zylindermotoren hatten angeblich lt Rep.-Unterlagen extra Kühlkanal-Kolben, damit das Öl mehr Wärme abbekommt. Nur beim V10 sparte man das, der soll auch so genug geheizt haben.


Das (schlechte) Bild zeigt eine absolute Rarität: einen F12L814 mit 340 PS aus einem Faun-Muldenkipper ca 1970.

-Peter



Geschrieben von Martin R. am 28.10.2009 um 19:14:

 

Zitat:
Original von Deutzer
Zitat:
Original von AWM52
Thema Heizung: Die Zusatzheizung war gut, solange sie funktionierte-
aber wehe, sie tat es nicht... Dann "heizte" sie mit ihren eigenen
Abgasen und blies den Qualm in den Innenraum! Dann wurde es
nicht warm, sondern nur etwas sauerstoffarm innen... Augen rollen


Ja, die berühm-berüchtigten Webasto-Zusatzheizungen. Normalerweise haben sie im ersten Jahr einwandfrei funktioniert, danach konnte man sie zur Nebel-Tarnung gebrauchen.



Ja, ja, die Tücken der Technik gröhl Ich kenne einen Magirus-Deutz Busfan gut, der hat mir das auch schon erzählt. Daß es in den Magirus-Deutz Bussen gern ein wenig rauchig war. Oder kalt, gerade im Linienbus, weil die Zusatzheizung so rund 'ne Stunde brauchte, bis sie den riesigen Innenraum des Busses (man rechne ungefähr einen hohlen Raum von 11 Metern Länge) auf Temperatur hatte. Blöd bloß, daß z. B. im Schülerverkehr morgens nach einer Stunde alles vorbei war und bis zum Schulschluß Mittags war der Bus wieder kalt gröhl

Und es heißt, daß der eine oder andere Magirus-Deutz Bus auch gern mal abgebrannt ist, wegen Defekten an der Zusatzheizung.



Geschrieben von Cliff am 28.10.2009 um 19:25:

 

Bei dem Anblick geht selbst mir als MAN-Freak das Herz auf. Allerdings muss ich gestehen, dass die Deutz-Motoren auch in denTraktoren immer zuverlässig und klaglos liefen. WIr hatten bei uns in der Familie alles Mögliche an Deutz. Vom D15 mit luftgekühltem Einzylinder über diverse Deutz Intrac bis zum D7207 mit Vierzylinder Deutz-Motoren. In der Firma. in der ich meine Ausbildung machte und anschließend noch 10 Jahre gaarbeitet habe, war ich öfters mit einem Viererclub 130M8 unterwegs. Der Fahrkomfort war zwar unter aller "Kanone", da Ex-Vermieterauto, aber während nach kalten Nächten, die Mercedes in der Nachbarschaft immer Probleme machten, sprang der Magirus immer klaglos an und lief wie ein Uhrwerk. Leider wurde er 1996 ausgemustert und wurdenur noch als Hofhund eingesetzt. Aber an den Motorklang von Deutzmotoren kann ich mich nicht satt hören. Allerdings nur dieLuftgekühlten! Übrigens ein Deutz Intrac und der D 15 sind immer noch im Familienbesitz. Sie springen immer klaglos an und laufen wie ein Uhrwerk, im Winter wie im Sommer. Zum Schluss noch: Schade, dass Iveco nicht mehr die Deutz-Motoren verbaut, sonst wäreich heute womöglich heute ein Iveco-Freak.



Geschrieben von Kieskutscher am 28.10.2009 um 20:00:

 

Bei den Bildern denke ich an meine Lehrzeit als Baumaschieneschlosser. Wir hatten da in Der Baufirma einen alten O&K RH 25 mit V8 Deutzmotor. Der hatte einen Super Klang . Da hätte ich Stundenlang zuhören können.

( als Modell hab ich ja einen aber der Brummt nicht unglücklich )


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