Baumaschinenbilder.de - Forum | Druckvorschau: Liebherr TK 6, Baujahr 1950 - Liebherr-Kran der ersten Stunde und weiteres museales Highlight

Geschrieben von Baumamuseum am 29.09.2012 um 17:00:

Liebherr TK 6, Baujahr 1950 - Liebherr-Kran der ersten Stunde und weiteres museales Highlight

Hallo,

im Sommer 2012 konnten wir nach über 13 Jahren steter Bemühungen schließlich und zu unserer großen Freude ein weiteres Stück Industriekulturgut übernehmen - einen Liebherr-Kran der "ersten Stunde"!
Es handelt sich dabei um einen TK 6, Baujahr 1950. Dieser Krantyp folgte dem nur fünf Mal gebauten TK 10 - dem patentierten, ersten Kran von Hans Liebherr, mit dem er den Grundstein für seinen beachtenswerten unternehmerischen Erfolg und seinen gleichnamigen Konzern legte.

Wie wir jetzt erfahren haben, ist in einer schwäbischen Tageszeitung heute ein Bericht zu der Kranübernahme erschienen. Wen es interessiert, der kann den Bericht hier nachlesen:
http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.schoemberg-alter-wochner-kran-wird-aufgemoebelt.06929099-f2a2-413a-9cdd-37782b24ab00.html

Geschrieben von Baumamuseum am 27.11.2012 um 17:21:

Ergänzend möchten wir hinzufügen, daß in einer weiteren regionalen Tageszeitung ebenfalls etwas zu der Übernahme des alten Liebherr TK 6 veröffentlicht wurde:
http://zak.de/artikel/137636/DotternhausenRattelsdorf-Wochnerscher-Kran-zieht-ins-Museum

Geschrieben von Baumamuseum am 04.12.2012 um 21:41:

Hier noch ein Foto bei Beginn der Krandemontage von unserem Museumskran Liebherr TK 6, Baujahr 1950:

Geschrieben von Baumamuseum am 04.12.2012 um 21:43:

und eines vom demontierten und verladenen Baukran vor dem Abtransport:

Geschrieben von Baumamuseum am 06.08.2014 um 18:44:

Nun zum eigentlichen Bericht über diese interessante und wichtige Museumsmaschine

Hintergrund/“Geschichtliches“
Sehr schnell nach den verheerenden Folgen des Zweiten Weltkriegs stellte der Baumeister Hans Liebherr aus dem schwäbischen Kirchdorf fest, dass es zur Bewältigung der großen Aufgaben im Bauwesen der Nachkriegszeit an Baukranen fehlte, die mit relativ geringem Aufwand schnell von einer Baustelle zur nächsten transportiert werden konnten und die mit ebenso geringem Aufwand sowie nur durch sehr wenige Arbeitskräfte einfach zu montieren und demontieren waren. Alle Krankonstruktionen waren bis zu diesem Zeitpunkt schwerere Geräte, meist mit sogenannten Portalunterwagen, deren Montage und Transport erhebliche Aufgaben darstellten und sowohl mehrere Tage, als auch zahlreiche Arbeitskräfte erforderlich machten. So dauerte eine solche Kranmontage mitunter bis zu einer Woche!

Hans Liebherr brachte seine Ideen zu Papier und fertigte mit einigen wenigen Helfern seinen ersten Turmdrehkran – Typ TK 10 – dessen Entwicklung er erfolgreich zum Patent anmeldete und den er im Herbst 1949 auf einer Messe einem großen und interessiertem Publikum vorstellte. Ab Anfang 1950 gingen die ersten Bestellungen für Liebherr-Turmdrehkrane ein und aus dem Bauunternehmer wurde somit auch ein Baumaschinenhersteller.

Vom TK 10 wurden nur fünf Exemplare gebaut und für seine Demontage, seinen Transport und seine Montage auf der nächsten Baustelle wurden nur wenige Stunden und Arbeitskräfte benötigt. Hans Liebherrs bahnbrechende Idee ging also auf!

Geschrieben von Baumamuseum am 06.08.2014 um 18:45:

Mit den Erfahrungen seines TK 10 ging Hans Liebherr sofort an die Entwicklung weiterer Krantypen, mit dem er ab Anfang 1950 bereits ein erstes, kleines Kran-Progamm vorweisen konnte, Schon sehr bald produzierte Hans Liebherr seine Krane in Serie. Diese Krantypen waren der TK 6, TK 14 und TK 3,6.
Der TK 6 wurde in 1951 zum TK 8 weiterentwickelt. Die weiteren Entwicklungen im Bereich der Bau-/Turmdrehkrane gingen ab Anfang er 1950er Jahre mit großen Schritten voran und Hans Liebherr und sein Unternehmen hatten daran einen nicht unbedeutenden Anteil.

Geschrieben von Baumamuseum am 06.08.2014 um 20:42:

Übernahme des Liebherr TK 6 als künftiges Museums-Exponat
Leider ist heute kein Exemplar des TK 10 mehr vorhanden. Nur zwei Krane aus der Anfangszeit des heute weltgrößten Baumaschinenkonzerns Liebherr existieren noch:
unser TK 6, Baujahr 1950, und ein TK 8, Baujahr 1951.

Unser TK 6 ist der Liebherr-Turmdrehkran mit der Fabrik-Nummer 100! Er wurde am 14. August 1950 an das Unternehmen Müller und Beckert in Rottweil ausgeliefert. Für Fa. Müller und Beckert war er der zweite Kran gleichen Typs, zuvor hatte das Unternehmen bereits am 27.03.1950 einen TK 6 (Fabrik-/Werk-Nr. 17) geliefert bekommen.
Auch an das traditionsreiche Bauunternehmen W. Markgraf GmbH & Co. KG in Bayreuth, dessen leider verstorbener Geschäftsführender Gesellschafter Rainer W. Markgraf u.a. auch Vorstandsmitglied des Museums- und Fördervereins "AG Kran- und Baumaschinenmuseum e.V." war, wurde am 29.04.1950 von Liebherr ein TK 6 (Werk-Nr. 37) geliefert.

Der Museumskran Liebherr TK 6 ist nicht nur einer der ersten vom damals noch jungen Baumaschinenhersteller Hans Liebherr jemals gebauten Krane, sondern heute auch der älteste noch existierende Liebherr-Kran überhaupt!

Geschrieben von Baumamuseum am 31.08.2014 um 17:17:

Daten zum Liebherr Museums-Turmdrehkran Typ TK 6:

Baujahr: 1950
Werk-Nr.: 100
Ausladung max: 12 m
Rollenhöhe: 12 m
Tragkraft: 500 kg
Ausladung min: 4 m
Rollenhöhe: 23 m
Tragkraft: 1.200 kg

Geschrieben von Busfahrer am 31.08.2014 um 17:32:

Hat LIEBHERR diesen Kran für Ausstellungszwecke nachgebaut ? ..Denn am Werk Kirchdorf lag mal so ein ganz alter Kran Typ. Jedoch schön lackiert. hmm

.. Obs ein TK 6 oder TK10 war konnte ich im liegenden Zustand nicht erkennen. ahnung

Geschrieben von Baumamuseum am 31.08.2014 um 17:41:

Durch den Hinweis eines zwischenzeitlich leider verstorbenen Baumaschinenenthusiasten erlangte die „AG Kran- und Baumaschinenmuseum e.V.“ im Jahr 1999 Kenntnis von dem Liebherr TK 6 und bemühte sich seitdem um eine Übernahme dieses alten Baukrans als ein Stück baumaschinentechnischen Kulturguts.

Wie an anderer Stelle beschrieben, wurde der Liebherr TK 6, Werk-Nr. 100, als Neugerät im August 1950 an das Rottweiler Bauunternehmen Müller & Beckert geliefert. Zu einem uns derzeit noch unbekannten Zeitpunkt wurde wurde der TK 6 von dem Bauunternehmer Sebastian Wochner aus Dormettingen gekauft und zuletzt in dessen Fertigteilwerk aufgestellt. So wurde der alte Kran nach Außerdienststellung glücklicherweise nicht verschrottet, sondern verblieb abgestellt auf dem weitläufigen Grundstück des Fertigteilwerks.