Geschrieben von Red Rebel am 20.06.2013 um 23:16:
IVECO 190-38 Turbo trattore stradale rosso
Hallo zusammen,
ich schaue mir schon eine ganze Zeit lang an, welche schönen alten Fahrzeuge als "Zweitwagen", Youngtimer, Oldtimer oder auch noch richtig arbeitend hier im Forum "unterwegs" sind. Ich habe selbst lange mit der Idee gespielt, mir einen eigenen Lastwagen anzuschaffen, diese aber nie richtig verfolgt. Es herrschte die Grundstimmung vor, dass das eigentlich verrückt ist. Aber die positiven Berichte der stolzen Besitzer hier im Forum haben mich letztlich dazu bewogen, jetzt auch den Schritt zu wagen. Daher möchte ich auch über mein(en) Laster in loser Folge berichten, um vielleicht auch anderen Mut oder nur ein bisschen Freude zu machen.
Am Anfang stand die Frage, welcher Typ es denn sein soll. Es war immer klar, dass es eine Sattelzugmaschine sein sollte. Eigentlich bin ich von Kindesbeinen an auf MAN gepolt, ein F90 oder F2000 hätte mir schon gefallen. Letztlich fiel die Wahl dann aber auf einen IVECO Turbo (den Vorgänger des TurboStar). Zum einen, weil ich mit "Auf Achse" groß geworden bin und mich die Folgen mit den Turbos von „Transporte Holzner München“ mit „Max“ (Franz Buchrieser) am meisten beeindruckt haben; zum anderen bin ich fahrzeugmäßig mittlerweile auf italienische Fabrikate festgelegt (wobei Hersteller knapp nördlich der Alpen auch nicht verschmäht werden).
Somit wäre ein IVECO-Magirus natürlich die erste Wahl gewesen. Die sind allerdings offenbar schon sehr rar, mir ist in den letzten 2 Jahren leider kein vernünftiges Exemplar untergekommen. Vor kurzem stand eine Schaustellerzugmaschine in Herford bei einem Händler (auch hier im Forum gepostet worden). Leider war der schneller auf dem Weg nach Afrika, als ich dachte. Da auch andere Fahrzeuge, die in die engere Wahl gezogen worden waren, alsbald weg waren, habe ich jetzt „Nägel mit Köpfen“ gemacht. Der Blick wanderte nach Italien, wo die Turbos noch wesentlich häufiger anzutreffen sind als hier. Der Vorteil: die haben kein oder kaum Salz gesehen, der Zustand ist daher im allgemeinen wesentlich besser als bei Fahrzeugen, die in Deutschland im Einsatz waren.
Wenn schon kein IVECO-Magirus, so sollte es doch in jedem Fall ein 190-38 mit dem 380 PS V8-Motor sein. Das ist natürlich ausgerechnet die Version, die auch schnell in den Export geht. Ende April habe ich zwei 190-38er via mobile.de bei einem Händler in Norditalien gesehen, einen roten und einen blauen. Den roten habe ich mir mit Hilfe meines Alfa-Händlers (Italiener - zwecks besserer Verständigung und Verhandeln auf „Augenhöhe“) reservieren lassen. Der blaue Turbo war dann auch binnen 14 Tagen weg…
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Es stellte sich dann die Frage der Überführung. Auf eigener Achse schien risikoreich, da ich das Fahrzeug und den Zustand nur aus der Ferne auf Bildern gesehen hatte. Außerdem hätte man ein italienisches Überführungskennzeichen gebraucht, was nur der Händler hätte besorgen können. Der ADAC hatte zudem angekündigt, ob der Größe und des Gewichts keinen Huckepack-Heimtransport organisieren zu können (das wäre natürlich die „billigste“ Variante gewesen

).
Also blieb nur ein Transport auf einem Tieflader. Den wollte ich dann aber auch gerne selbst fahren. Ein befreundeter Transportunternehmer hatte vor kurzem einen neuen Tiefladesattel gekauft, den er mir zum Selbstkostenpreis zur Verfügung stellte. Einer seiner Fahrer war mit von der Partie. Nach umfangreicher Planung haben wir uns dann mit einem ebenfalls neuen MAN TGX auf den Weg über den Brenner gemacht.
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Ich hatte mich zuvor bei dem Händler in Italien nach dem besten Weg für einen Sattelzug erkundigt. Die Antwort lautete, über die Autobahn Verona – Vicenza – Thiene. Wie man sieht, ein ziemlicher "Haken" sprich Umweg.
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Auf der Höhe von Rovereto war uns die Autobahnfahrerei dann doch zu langweilig, so dass wir beschlossen, „querfeldein“ abzukürzen. Es wäre im Rückblick nicht verkehrt gewesen, eine Straßenkarte dabei zu haben oder wenigstens ein Navi für LKW-Routen. Da wir beides nicht hatten, standen wir alsbald mitten in Rovereto auf der Piazza Rosmini

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Der angezeigte Weg von dort weg überzeugte uns indes, besser umzukehren und eine LKW-taugliche Strecke zu suchen. Also einmal rund um den Brunnen und zurück marsch, marsch...
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Ein befreundeter Disponent mit reichlich Italienerfahrung meinte, „strada statale“ müsste gehen. Leider wusste die Strada Statale 46 von Rovereto nach Schio nichts von dieser Einschätzung

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Wir haben dann knapp 70 Kilometer die Luft angehalten und mit mehr Glück als Verstand die schmale Serpentinenstraße zurückgelegt. Es hätte durchaus auch schief gehen können. Aber einmal auf dem eingeschlagenen Weg gab es auch keine Möglichkeit des Umkehrens mehr – wir mussten also da durch! Die Landschaft war dafür atemberaubend schön, so dass die Entscheidung wohl richtig war

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Den Händler in Carré haben wir dann schnell gefunden, den vereinbarten Preis gezahlt und das gute Stück aufgeladen. Innerhalb einer Stunde waren wir auf dem Rückweg.
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Der Weg zurück über den Brenner verlief reibungslos. Es war halt nicht ganz billig. Besonders die Maut auf der Brennerstrecke ist nicht von schlechten Eltern. Und auf 2000 Kilometer hat auch der sparsame TGX so manchen Liter Diesel konsumiert…
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Jetzt steht das gute Stück in Deutschland und die wirkliche Arbeit mir noch bevor. Der Zustand ist in Anbetracht des Alters von 30 Jahren insgesamt sehr passabel. Am Rahmen etc. findet sich so gut wie kein Rost, am Fahrerhaus hält es sich in Grenzen. Mit etwas Glück sind Bremsen und Lenkung noch ok, die Reifen sind noch gut. Relativ schlimm sieht es in der Hütte aus, Baustellenfahrzeug halt…
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Wenn er dann demnächst wieder auf die Straße kommt, kann ich mich auf Fuller-Getriebe und Blattfedern freuen

. Halt noch richtiges LKW-Fahren. Der Sound des V8 ist sowieso unvergleichlich.
Über die Restaurierung berichte ich dann demnächst…
Über Tips und Anregungen würde ich mich freuen.
Grüße
Matthias