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Geschrieben von Rudi am 17.10.2010 um 13:14:

  Gesetzeslücken-Füller

Hallo zusammen,

letztens bin ich durch ein Bild eines überlangen Pritschensattelzuges in einem anderen Thread auf die Idee gekommen, doch mal einen eigenen Thread für die - wie ich es mal nennen will - "Gesetzeslücken-Füller" aufzumachen.

Vor allem in den 80ern gab es da ja die verschiedensten und skurrilsten Auswüchse, um entweder mehr Ladelänge oder mehr Gewicht beim faktischen Solofahrzeug heraus zu schinden.

Die allermeisten Fahrzeuge hatten keine allzu große Zukunft, da die Gesetzte ensprechend geändert wurden, so daß diese Fahrzeuge nicht mehr zugelassen werden konnten. Oder es wurden "normale" Fahrzeuge ab Werk angeboten.

Den Anfang will ich mal machen mit einem doch recht sonderbaren NG-Mercedes (nein, nicht der NG, sondern der Aufbau Pfeifen ).

Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein wuchtiger Solo-Fünfachser mit der Achsformel 10x6/4. Zulassungsrechtlich ist es aber ein Sattelzug, bestehend aus einer 6x2/4 Sattelzugmaschine und einem 2-Achs-Auflieger, die aber starr gekuppelt sind.

Hinzu kommt noch, daß ein Doppelachs-Aggregat eines Mercedes-Kippers für den Auflieger benutzt wurde. Durch eine - wohl demontierbare - Kardanwelle waren letztlich 3 Achsen angetrieben.

Aufgenommen habe ich die Bilder im April 2010 in der Nähe von Wegberg.

Ich hoffe, es haben noch andere Foren-Mitglieder interessante oder skurrile Fahrzeuge in Ihren Archiven schlummern, die nur darauf warten, hier gezeigt zu werden.

Gruß
Rudi



Geschrieben von index am 17.10.2010 um 14:06:

 

Hallo Rudi ,

so etwas seltsames habe ich noch nie gesehen , ich frage mich , wie man mit dem "Ding" um die Kurven kommt , oder habe ich einen geistigen "Blackout" ? ahnung


Grüße aus Stuttgart von den Juchtenkäfern ! gröhl



Geschrieben von Rudi am 17.10.2010 um 14:22:

 

Zitat:
Original von index
Hallo Rudi ,

so etwas seltsames habe ich noch nie gesehen , ich frage mich , wie man mit dem "Ding" um die Kurven kommt , oder habe ich einen geistigen "Blackout" ? ahnung


Grüße aus Stuttgart von den Juchtenkäfern ! gröhl


Hallo Markus,

na ja, der Wendekreis wird schon recht groß gewesen sein und der Reifenverschleiß entsprechend, aber immehin gibt´s ja zwei Lenkachsen.

Bei der heutigen Masse von Kreisverkehren sicher nicht so toll, aber früher ging´s ja noch mehr geradeaus Pfeifen

Zum besseren Verständnis noch zwei Detailbilder. Auf dem ersten erkennt man die Sattelkupplung und die Rücklichter der Zugmaschine, die ja zulassungstechnisch immer noch Zugmaschine war.

Auf dem zweiten Bild ist das Doppelachs-Aggregat des Aufliegers zu sehen. Eindeutig vom Mercedes-LKW.

Leider habe ich keine Ahnung, wie lange die Firma Heyer mit diesem Einzelstück ??? gefahren ist. Vielleicht weiß da jemand aus der Runde mehr zu zu sagen winke

Auf jeden Fall ist es schön, daß dieses Kuriosum nicht irgendwann auf dem Schrott gelandet ist, sondern nun als Wegweiser dient daumen

Gruß
Rudi

P.S. Übrigens: "Erfinder" dieses LKW ist der berühmte Rennfahrer Hans Heyer, der neben seinen Rennsport-Aktivitäten einen großen Baustoffhandel und Recycling-Betrieb betreibt.



Geschrieben von cutcroco am 17.10.2010 um 14:23:

 

Hallo winke

Mit den Kurven ist überhaupt kein Problem. BO Kreis wird eingehalten.
Das Fahrgestell und die Achsen vom Auflieger sind von einem MAGIRUS Dreiachser.
Die Antriebsachse vom Mercedes ist auch eine Durchtriebsachse ( die erste Hinterachse ) von einem MAGIRUS Dreiachser.

Der Heyer hat noch viel mehr Vierachser und Fünfachser,die die Gesetzeslücken ausnützen, auf dem Hof stehen. daumen

Grüße Peter.



Geschrieben von Rudi am 17.10.2010 um 14:34:

 

Zitat:
Original von cutcroco
Hallo winke

Mit den Kurven ist überhaupt kein Problem. BO Kreis wird eingehalten.
Das Fahrgestell und die Achsen vom Auflieger sind von einem MAGIRUS Dreiachser.
Die Antriebsachse vom Mercedes ist auch eine Durchtriebsachse ( die erste Hinterachse ) von einem MAGIRUS Dreiachser.

Der Heyer hat noch viel mehr Vierachser und Fünfachser,die die Gesetzeslücken ausnützen, auf dem Hof stehen. daumen

Grüße Peter.


Hallo Peter,

ich wusste doch, daß Du weiter zur Aufklärung beitragen kannst prost

Stimmt, wenn ich mir die Antriebsachsen richtig ansehe, haben die die für Magirus typischen Nabendeckel. Aber das muß Dir ja sofort auffallen. Du bist ja in Sachen Magirus besser bewandert.

Vielleicht kommt ja auch mal von Dir was über ein anderes Fahrzeug passend zum Thema zwinker

In diesem Sinne bis bald
Rudi



Geschrieben von 98989 am 17.10.2010 um 14:45:

 

There is something similar(at least in terms of drive axles on trailer) from the company POPP fahrzeugebau

http://www.popp-fahrzeugbau.de/flash/bremstestsattel.html



Geschrieben von whpc am 17.10.2010 um 18:43:

 

Also der NG ist schon ein Mordsgerät. Interessant gemacht auf jeden Fall. Ich frage mich nur, wie das mit der starren Kupplung funktioniert, wenn da mal einer das Ruder rumreißt, müssen da ja ungeheure Kräfte wirken!



Geschrieben von cutcroco am 17.10.2010 um 22:25:

 

Hallo.
Ich wurde über PN gefragt : Was ist ein BO Kreis und was heist es ?

Eigentlich heist es genau BO-Kraftkreis.

StVZO §32d Kurvenlaufeigenschaften (BO-Kraftkreis)

(1) Kraftfahrzeuge und Fahrzeugkombinationen müssen so gebaut und eingerichtet sein, dass einschließlich mitgeführter austauschbarer Ladungsträger (§ 42 Abs. 3) die bei einer Kreisfahrt von 360 Grad überstrichene Ringfläche mit einem äußeren Radius von 12,50 m keine größere Breite als 7,20 m hat. Dabei muss die vordere - bei hinterradgelenkten Fahrzeugen die hintere - äußerste Begrenzung des Kraftfahrzeugs auf dem Kreis von 12,50 m Radius geführt werden.

(2) Beim Einfahren aus der tangierenden Geraden in den Kreis nach Absatz 1 darf kein Teil des Kraftfahrzeugs oder der Fahrzeugkombination diese Gerade um mehr als 0,8 m nach außen überschreiten. Abweichend davon dürfen selbstfahrende Mähdrescher beim Einfahren aus der tangierenden Geraden in den Kreis diese Gerade um bis zu 1,60 m nach außen überschreiten.

(3) Bei Kraftomnibussen ist bei stehendem Fahrzeug auf dem Boden eine Linie entlang der senkrechten Ebene zu ziehen, die die zur Außenseite des Kreises gerichtete Fahrzeugseite tangiert. Bei Kraftomnibussen, die als Gelenkfahrzeug ausgebildet sind, müssen die zwei starren Teile parallel zu dieser Ebene ausgerichtet sein. Fährt das Fahrzeug aus einer Geradeausbewegung in die in Absatz 1 beschriebene Kreisringfläche ein, so darf kein Teil mehr als 0,60 m über die senkrechte Ebene hinausragen.





BO-Kraftkreis
Geometrische Festlegung zum Spurverhalten von Kraftfahrzeugen und Zügen entsprechend der in der Bundesrepublik Deutschland gültigen Verordnung über den Betrieb von Fahrzeugunternehmen im Personenverkehr.





Der BO-Kraftkreis dient zur Beschreibung der Kurvenlaufeigenschaften eines Nutzfahrzeuges nach StVZO §32d. BOKraft steht hierbei für die Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr (Früher: BetriebsOrdnung für Kraftfahrunternehmen im Personennahverkehr).



Geschrieben von index am 17.10.2010 um 22:32:

 

........vielen Dank für die präzise Erklärung !

Ich sage nur : "Typisch Deutschland" !



Geschrieben von Rudi am 17.10.2010 um 22:37:

 

Hallo Peter,

vielen Dank für die ausführliche Erklärung in Sachen BO-Kraftkreis.

Ich denke aber, daß es vergleichbare Regelungen in allen EU-Ländern gibt, denn die LKW sind ja überall ziemlich gleich in den Maßen.

Da gibt es sicher eine Art EU-Norm, nach der sich alle nationalen Normen richten.

Gruß
Rudi


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