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Geschrieben von Baumamuseum am 18.08.2013 um 18:54:

  Absolutes Museums-Highlight: Erster und heute weltweit ältester Baukran - eine Konstruktion von 1911

Mit diesem Beitrag möchten wir eines der absoluten Highlights des Kran- und Baumaschinenmuseums vorstellen - unseren Kaiser TK B (Lizenz Brun)!
Bei dieser Baumaschinenkonstruktion handelt es sich um den ersten echten Bau-/Turmdrehkran mit Mehrmotorenantrieb überhaupt und den heute ältesten Baukran weltweit!

Die ersten für Baustelleneinsätze entwickelte Turmdrehkrane waren noch langwierig und aufwendig zu montierende sowie relativ schwere Geräte. Sie hatten meist ein sogenanntes, gleisgebundenes Kranportal, auf das die eigentliche Krankonstruktion mit einem simplen, aus Eisenwinkeln bestehender Turm, aufgebaut war. Ein Vorteil dieser schweren Kranportale war, dass „Hindernisse“ zwischen den Gleisen, wie die früheren Fuhrwerke oder zwischen den Gleisen gelagerte Baumaterialien, mit Höhen von etwa 3 m, überfahren werden konnten. Optisch glichen die ersten als Einmotoren-Geräte ausgeführten Baukrane eher alten Licht- oder Telegraphenmasten. Unterhalb der Mastspitze befand sich ein kurzer, starrer Ausleger, der sich nur durch das Hubwerk in seiner Ausladung verändern ließ. Zu den frühen und damit ältesten Herstellern gehören das ehemalige Unternehmen Rieche aus Kassel sowie Carl Peschke (Pekazett) aus Zweibrücken. Beide brachten jeweils um etwa 1910 einen schienenfahrbaren Einmotoren-Turmdrehkran auf den Markt.

Der erste richtig „große Wurf“ gelang dem Unternehmen Kaiser & Schlaudecker (der späteren Otto Kaiser KG Maschinenfabrik) um die Jahre 1910/1911 mit der Entwicklung eines Baukrans, wie dem vorhandenen Museumsexponat, bei dem bis zu drei Arbeitsbewegungen gleichzeitig ausgeführt werden konnten: Hub-, Schwenk- und Fahrbewegung. Diese Geräte hatten oberhalb des Kranportals ein Maschinenhaus, das gleichzeitig Führerstand war. Der Kranturm ging durch das Maschinenhaus hindurch und konnte oberhalb dieses Maschinenhauses durch Einsetzen von 6 m- Turmstücken in begrenztem Maße für die erforderliche Bauhöhe ausgerüstet werden. Auf dem abgekröpften Ende des Kranturms wurde ein Ausleger in sogenannter Biegebalkenbauweise angelenkt. Wie der Name schon sagt, wurden diese Ausleger vorwiegend auf Biegung beansprucht, während der spätere Nadelausleger die Zug- und Druckkräfte in den Kranturm ableitete. Das Verstellen dieses Biegebalkenauslegers erfolgte ebenfalls durch den direkt unter die Auslegerspitze gefahrenen Lasthaken und das anschließend weitere Betätigen des Hubwerks. Bei dieser Auslegerverstellung senkte sich ein am hinteren, kurzen Ende des Auslegers befestigtes Gestänge nach unten und konnte vom Maschinisten im Maschinenhaus manuell verriegelt werden.
Die Markteinführung dieser ersten echten Baukrane war schließlich Anfang des Jahres 1912!
In einer Veröffentlichung aus der damaligen Zeit heißt es "Der erste KAISER-Turmdrehkran mit verstellbarem Biegebalkenausleger für Ausladungen von 12 und 5 m und Traglasten von 800 bzw. 3.000 kg - Rollenhöhe 21 bzw. 30 m."
Als besonderes Merkmal wird dabei hervorgehoben, daß entgegen aller bisher auf dem Markt befindlichen Krane diese Neukonstruktion als Dreimotorenkran ohne Kupplungen auskommt und dadurch besonders bedienungsfreundlich und sicher sei. Darüber hinaus konnte der Ausleger verstellt werden, ohne daß der Kranführer das Führerhaus verließ."

Das Unternehmen Kaiser & Schlaudecker vergab auch Lizenzen zur Fertigung solcher Krane an andere Unternehmen. Den Recherchen der AG Kran- und Baumaschinenmuseum e.V. zufolge u.a. an das frühere Schweizer Unternehmen Brun & Cie. in Nebikon.

Zum großen Glück konnten wir noch eine derartige und frühe Krankonstruktion finden und in unseren Bestand übernehmen



Geschrieben von Baumamuseum am 18.08.2013 um 18:55:

 

Zur Ergänzung der Geschichte früher Baukran-Konstruktionen sei natürlich auch noch das Heilbronner Unternehmen Julius Wolff (heute Wolffkran) genannt, das 1913 den ersten Obendreherkran gebaut und auf den Markt gebracht hat. Dies war ebenfalls ein Kran mit Portalunterwagen und einem darauf montiertem, starren Kranturm. Über die feststehende Mastspitze war quasi eine zweite Spitze "drübergestülpt", die mit Stützrollen innerhalb eines um den Turm verlaufenden Rollendrehkranzes fixiert und an deren beidseitigen Flanschlaschen auf der einen Seite ein verstellbarer Ausleger und auf der gegenüberliegenden Seite ein Gegenausleger montiert wurden. Das Prinzip wurde "Glockenausleger"-Kran genannt.

In einem anderen, später noch zu erstellenden Beitrag, werden wir auf diese alten Wolffkrane ebenfalls noch detaillierter eingehen. Erfreulicherweise haben wir auch ein imposantes Exemplar dieser Wolff-Ur-Baukrane im Bestand.



Geschrieben von Baumamuseum am 18.08.2013 um 19:05:

 

Dieser für das Baumaschinenmuseum übernommene Ur-Baukran stand ab Mai 1960 über vierzig lang im Sägereibetrieb Wyrsch in Sisikon. Der frühere Besitzer, Herr Paul Wyrsch, war bei unserer Kontaktaufnahme von der Museumsidee sofort begeistert und übereignete seinen alten Kran an einen der Initiatoren der Museumsidee.

Hier eine Aufnahme unseres "Kran-Methusalems" bei der ersten Besichtigung und Gesprächen mit dem Vorbesitzer Herrn Paul Wyrsch zur Übernahme des Geräts als Museumsexponat:



Geschrieben von Baumamuseum am 08.09.2013 um 16:44:

 

Wir möchten den Bericht über den weltweit ältesten Baukran mit einigen Bildsequenzen von der Krandemontage fortsetzen. Die Bilder sprechen weitestgehend für sich selbst.



Geschrieben von Baumamuseum am 08.09.2013 um 16:49:

 

Weiter geht es...



Geschrieben von Kleinraupe am 08.09.2013 um 17:45:

 

Bitte mehr Bilder! Auch ein paar Details z.B. vom Windwerk wären interessant.


Gruß Matthias



Geschrieben von Baumamuseum am 08.09.2013 um 18:43:

 

Zitat:
Original von Kleinraupe
Bitte mehr Bilder! Auch ein paar Details z.B. vom Windwerk wären interessant.


Gruß Matthias


Hallo Matthias,

aber gerne setzen wir den Beitrag mit weiteren Fotos fort zwinker

Bilder vom Maschinenhaus folgen demnächst auch.



Geschrieben von Baumamuseum am 08.09.2013 um 18:47:

 

Wie gewünscht, folgen zunächst weitere Aufnahmen von der Krandemontage. Auf dem folgenden Foto leeren Dietmar Thiels und unser guter Freund und Vorbesitzer des Krans Paul Wyrsch einen am drehbaren Turmfuß angebrachten Ballastbehälter, der mit schichtweise gestapelten Kalksandsteinen gefüllt war und stapeln die entnommenen Steine auf Holzpaletten.

Bilder von der Verladung, dem Transport, der Überholung und der Montage folgen von Zeit zu Zeit.



Geschrieben von Baumamuseum am 08.09.2013 um 18:54:

 

Und noch zwei Aufnahmen der Krandemontage:



Geschrieben von reichi am 09.09.2013 um 08:29:

 

der autokran fügt sich nahtlos in die gegend ein. dürfte auch nicht mehr der jüngste sein.


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