HENSCHEL - Geschichte, Infos & Bilder |
Achim_69
Dabei seit: 27.06.2016
Name: Joachim Herkunft: Meschede
Alter: 54
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Original von Crawler
es würde mich wirklich interessieren, ob dieser Fehler bei dieser Baureihe wohl schon serienmässig eingebaut war? |
Hallo Elmar,
nein, das Anhängersteuerventil-2 für die Zweileitungsbremse ist definitiv nachgerüstet!
Der Verbleib des originalen Anhängersteuerventils-1 der Einleitungsbremsanlage, welches noch mit Metallleitungen angeschlossen ist und der in jeder Beziehung nicht besonders sorgfältig durchgeführte Einbau des ASV-2 mit den neumodischen Kunststoffleitungen geben hier eindeutige Hinweise.
Das Problem mit der Einleitungsbremsanlage, die nach längerem Gebrauch, speziell bei Bergabfahrten, gerne versagt ist hinlänglich bekannt. Daher wurde in Brüssel die Verordnung 71/320/EWG erlassen, die bis zum 30.1.1973 die Zweileitungsbremsanlage verbindlich vorschreiben sollte. Das wurde aber in Deutschland zunächst nur für Sattelzüge umgesetzt, erst einige Jahre nach dem Herborn Unfall auch für normale Anhängerzüge.
Bei dem zweiachsigen F161S, und das wird wohl bei dem F191L von Deinem Vater genauso gewesen sein, ist die Bremsanlage nicht nach den heutigen Sicherheitsstandards ausgelegt.
Die Betriebsbremse (VA und HA) des Motorwagens wird nur über den Bremskreis 1 betrieben. Das ist heutzutage undenkbar!
Zum Vergleich habe ich mal in den 3-achsigen F221K geschaut, wenigstens ist dort eine der beiden HA auch über den Bremskreis 2 angeschlossen.
Weiterhin werden die heutigen Anhängersteuerventile auch über beide Bremskreise (direkt) angesteuert, was damals bei Henschel mit den originalen Einleitungsbremsanlagen noch nicht der Fall war.
Ich werde auf jeden Fall noch das nachgerüstete Anhängersteuerventil-2, mit nur einem Steueranschluss, gegen ein anderes mit drei Steueranschlüssen für Bremskreis 1, Bremskreis 2 und Handbremse austauschen.
Zudem werde ich das ASV-1, welches eine mechanische Verbindung zum Gestänge der Handbremse hat, zum Steuerventil für das neue ASV-2 machen. Das hat dann die gleiche Funktion wie die Handbremsventile bei neuen LKW im Fahrerhaus.
Die modernen Handbremsventile arbeiten indirekt, d.h. der Druck wird abgebaut, genau wie die Anhängersteuerventile der Einleitungsbremse.
Anbei eine weitere Zeichnung von mir, die hatte ich gestern schon mal gemacht. So soll es in Zukunft beim F161S aussehen.
Grüße, Achim
Achim_69 hat dieses Bild (verkleinerte Version) angehängt:
__________________ Viele Grüße,
Achim
HENSCHEL - das Beste was Mercedes je gebaut hat
Dieser Beitrag wurde 2 mal editiert, zum letzten Mal von Achim_69: 05.01.2020 22:22.
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05.01.2020 21:22 |
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henning
Moderator
Dabei seit: 03.09.2007
Name: Henning Herkunft: NRW
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Moin zusammen!
Leider konnte ich mich bisher nicht mit diesem Thema befassen, weil ich anderweitig zu sehr eingebunden war. Ein Beinbruch ist das aber nicht, weil die Bremsanlage nicht zu meinen besonderen Spezialitäten gehört.
Kurz vorweg für andere Interessenten: die Zweikreis-Bremsanlage teilt die Radbremsen in zwei unabhängige Systeme auf, so wie es die meisten vom Pkw her kennen, z.B. in einen Kreis für die VA und einen zweiten für die HA. Beide werden mit dem gleichen Hauptzylinder/Fußbremsventil betätigt. Der Sinn ist, daß bei einem Leck des Druckmediums (Bremsflüssigkeit/Druckluft) einer der beiden Kreise weiterhin funktioniert.
Die Zweileitungsbremse hat mit der Zweikreisbremse nichts zu tun! Diese Anlage ist nur für den Anhängerbetrieb bei Nutzfahrzeugen relevant. Hierbei geht es um die Druckluftversorgung des Anhänger-Luftbehälters. Bei der Einleitungsbremse war diese Versorgung während des Bremsvorgangs unterbrochen, so daß bei längeren Gefällebremsungen der Behälter des Anhängers schnell geleert war. Die Zweileitungsbremse stellt einen zweiten Anschluß zum Anhänger bereit, über den auch während der Bremsung der Anhängerbehälter durch den Druckpresser des Zugwagens befüllt wird.
So jetzt zur Sache
- die Fakten habe ich in schweißtreibender Recherche als Rückwärtssuche im ET-Katalog des F 161/191 gefunden.
Bei Henschel wurde die ZweiKREISbremse Mitte der 1960er Jahre eingeführt. Hier zunächst bei den Dreiachsern, ein Kreis wirkte auf die erste und dritte Achse, der andere Kreis auf die mittlere Achse und den Anhänger-Bremsanschluß. Spätestens ab Herbst 1967 waren auch die 16/19-t-Zweiachser mit Zweikreisbremsen ausgerüstet. Dabei wirkte ein Kreis auf VA und Anhänger, der zweite auf die HA.
Die ZweiLEITUNGSbremse gab es bei Henschel - zumindest bis Oktober 1972 - nur in Exportausführungen! Und zwar besonders in denen für Schweiz und Frankreich - das mag mit der dortigen Gesetzeslage zusammenhängen. Mein Luxemburger F 191 S-E hatte bei Auslieferung auch nur die Einleitungsbremse, wurde aber auf Zweileitung nachgerüstet.
Wenn ich die FG-Nummer und insbesondere die Baugruppen-Nummer von Achims F 161 S hätte, könnte ich genau nachsehen, wie er original ausgeführt war.
So, für heute genug...
Henning
__________________
>> Noch-Mitglied der NVG eV <<
>> Fördermitglied des DEUVET eV <<
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06.01.2020 00:27 |
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Achim_69
Dabei seit: 27.06.2016
Name: Joachim Herkunft: Meschede
Alter: 54
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Zitat: |
Original von henning
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Bei Henschel wurde die ZweiKREISbremse Mitte der 1960er Jahre eingeführt. Hier zunächst bei den Dreiachsern, ein Kreis wirkte auf die erste und dritte Achse, der andere Kreis auf die mittlere Achse und den Anhänger-Bremsanschluß. Spätestens ab Herbst 1967 waren auch die 16/19-t-Zweiachser mit Zweikreisbremsen ausgerüstet. Dabei wirkte ein Kreis auf VA und Anhänger, der zweite auf die HA.
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Wenn ich die FG-Nummer und insbesondere die Baugruppen-Nummer von Achims F 161 S hätte, könnte ich genau nachsehen, wie er original ausgeführt war.
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Hallo Henning,
mit den Dreiachsern, da hast Du völlig recht
! Den Bremsleitungsverlauf habe ich beim F221K von 1969 auch nachvollziehen können, Kreis 1 wirkt auf die VA und auf die zweite HA, Kreis 2 auf die erste HA und den Anhänger.
Ich hätte mich auch sehr gefreut, wenn Du bei der F161S Bremsanlage recht hättest
. Leider wirkt bei diesem Fahrzeug von 1971 nur der Kreis 1 auf die VA und die HA. Der Kreis 2 ist ausschließlich für den Auflieger vorgesehen.
Da wurde auch nichts umgebaut, das sieht alles noch sehr original aus.
Du kannst gerne vorbeikommen und es Dir anschauen.
Möglicherweise ist das bei dem F161L (F191L) anders, das müsste man noch mal am Fahrzeug überprüfen.
Der Grund dafür könnte eine andere Lastverteilung sein, da SZM im Solobetrieb überwiegend unbeladen unterwegs sind. Die gesetzlich vorgeschriebene Hilfsbremsleistung könnte im Solobetrieb nur über die mechanische Handbremsleistung realisiert werden.
Die Daten schicke ich Dir noch, Luispold hat die FG-Nummer schon.
Grüße, Achim
__________________ Viele Grüße,
Achim
HENSCHEL - das Beste was Mercedes je gebaut hat
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06.01.2020 09:48 |
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Achim_69
Dabei seit: 27.06.2016
Name: Joachim Herkunft: Meschede
Alter: 54
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Zitat: |
Original von henning
....Technisch delikat... eine unbeladene Zugmaschine, bei der nur die HA bremst - das ist ja, als würde man die Motorbremse verwenden
Klar ist der Ausfall eines Bremskreises immer "nur" ein Notfall. .... |
... füge hier eben mal die Definition der Hilfsbremsanlage ein, die ich gerade bei Wikipedia gefunden habe, zum besseren Verständnis und zur Abgrenzung von der Betriebsbremsanlage, der Feststellbremsanlage und der Dauerbremsanlage.....
Die Daten habe ich Dir gerade geschickt.
Hilfsbremsanlage: Bessere Bezeichnung wäre wohl Notbremsanlage, da es in den Ausführungen der Bremsanlagen auch den Begriff der Hilfskraftbremsanlage gibt, der aber eine andere Bedeutung hat. Die Aufgabe der HBA ist eigentlich einfach, nämlich bei Ausfall der BBA ein Abbremsen des Fahrzeugs zu ermöglichen. Auch die Ausführung der HBA ist ebenfalls durch die EG-Richtlinie 98/12 geregelt. Meistens wird beim LKW .... die HBA über den Betätigungsmechanismus (Handbremshebel ....) ausgelöst, dazu wird .... die Feststellbremse angezogen, die sich beim Ausfall der BBA noch .... lässt, der Löseweg des Feststellbremshebels ist daher relativ lang ausgeführt, sodass die geforderte Abstufbarkeit der HBA zumindest theoretisch erreicht werden kann....
__________________ Viele Grüße,
Achim
HENSCHEL - das Beste was Mercedes je gebaut hat
Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von Achim_69: 06.01.2020 12:02.
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06.01.2020 11:44 |
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Achim_69
Dabei seit: 27.06.2016
Name: Joachim Herkunft: Meschede
Alter: 54
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Zitat: |
Original von henning
Tchjaaa... wieder was gelernt
Ich habe mich - in Ermangelung deiner Baugruppennummer - mal ausführlich mit meinem F 191 S-E befaßt. Leider nur theoretisch mit der "Abbildung" im ET-Katalog und mit Lupe, dennoch schwer zu erkennen. Die leibhaftige SZM steht leider ein gutes Stück entfernt.
Der Auslieferungszustand war also folgender: Einkreisbremse auf Zugmaschine, 2. Kreis nur zum Auflieger. Exakt so, wie du es schon beschrieben hattest
Handbremse mechanisch mit Druckluftventil zur Ansteuerung des Anhängerbremsventils.
Bei einer Zugmaschine, die nicht als Sattel-ZM verwendet wird, sondern dauerhaft ballastiert für Anhängerbetrieb vorgesehen ist, könnte man problemlos das Zweikreissystem VA-HA anwenden. Das ist ja auch der Einsatzzweck deines F 161 S gewesen... eventuell ging der vorgefundene Umbau in diese Richtung? Mal abgesehen davon, daß er vermutlich fehlerhaft ausgeführt wurde... |
Hallo Henning,
die Bilder vom Typenschild mit FG-Nummer und Baugruppennummern hatte ich an Deine Emailadresse geschickt, vielleicht sind die zwei Fotos in Deinem Spam Filter gelandet.....
Der Umbau bzw.die Nachrüstung des Anhängersteuerventils-2 für die Zweileitungsbremsanlage beim F161S hätte beim Ausfall von Bremskreis 1 zum Totalversagen der Betriebsbremse des Motorwagens und des Anhänger / Aufliegers geführt. Das dazu noch fehlerhaft platzierte Überströnventil hätte in diesem Fall noch die Anhängerzwangsbremsung verhindert.
Bremskreis 2 (mit Kessel 2) hatte so beim Betrieb der Zweileitungsbremse keine sinnvolle Funktion. Kessel 1 war mit beiden Betriebsbremsen überbeansprucht, so dass zusätzlich Kessel 3 erforderlich war.
Schlussfolgerung: Das nachgerüstete Anhängersteuerventil-2 für die Zweileitungsbremse und das davor gesetzte Überströmventil fliegen aus Bremskreis 1 wieder raus. Ein anderes, neuzeitliches Anhängersteurventil mit 3 Steueranschlüssen wird im Bremskreis 2 platziert. Wenn die Anhängerbremsanlage dann von diesem betrieben wird ist Kessel 3 nicht mehr erforderlich, der kann dann für die Nebenverbraucher verwendet werden.
Da das Fahrzeug zukünftig auch wieder als Sattelzugmaschine seinen Dienst verrichten soll, bleibt der sonstige Aufbau der Bremsanlage bestehen, die Richtigkeit der anscheinend originalen Ausführung hast Du ja bestätigt.
Sicherlich ist das nicht mehr zeitgemäß, da heute die Motorwagen-Bremsanlagen für Fahrzeuge mit Zweileitungsbremse üblicher Weise 3 Bremskreise haben.
Vielleicht schaust Du, wenn sich die Gelegenheit bietet, Dir Deine nachgerüstete Bremsanlage von Deinem F191S-E auch mal genauer an, vielleicht liegen da ähnliche Fehler vor
.
Grüße, Achim
__________________ Viele Grüße,
Achim
HENSCHEL - das Beste was Mercedes je gebaut hat
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06.01.2020 19:26 |
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