Magirus-Deutz Wüstenfahrten und Reiseberichte |
Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
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6. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
,
Teil 5 des Afrikanischen Tagebuches
Luftgekühlte Grüße
Thomas
3. April 1954:
Die beiden auf dem Marktplatz aufgestellten Magirus - Deutz Fahrzeuge finden bei vielen Einheimischen sehr grosses Interesse. In dichten Trauben werden die Autos umringt. Um 12.00 Uhr geht die Reise dann weiter, allerdings ohne Herrn Remy, der noch einen Besuch bei arabischen Freunden macht. Etwas später holt er das Team mit Hilfe seiner Freunde wieder ein.
In Relizane wird eine Mittagspause eingelegt. Der dortige Deutz - Vertreter erwartet das Team unter Anwesenheit mehrerer Kunden schon seit einigen Stunden. Bis 16.00 Uhr werden die Fahrzeuge von den Anwesenden genau unter die Lupe genommen und den Fahrern Löcher in den Bauch gefragt. Danach geht die Fahrt weiter bis gegen 20.00 Uhr die ersten Lichter von Oran am Horizont aufblitzten.
Interessiert müssen Mölter und Verreet feststellen, dass es in Afrika eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang schlagartig dunkel ist. Die Straßen auf diesem Reiseabschnitt sind sehr gut, jedoch sehr schmal.
Die vielen Störche, die neben der Strasse entlang laufen, wecken die Aufmerksamkeit der Fahrer. Es kommt den beiden so vor, als ob es in Afrika mehr Störche als in Europa Tauben gibt. Keiner der Störche lässt sich durch die sonoren Motorengeräusche der luftgekühlten Deutz Maschinen aus der Ruhe bringen.
4. April 1954:
Der 4. April ist ein Sonntag, den die Mannschaft als Ruhetag nutzt. Der Deutz - Vertreter aus Oran lädt das Team einige Kilometer außerhalb der Stadt zum Mittagessen am Meer ein.
5. April 1954:
Bei der regelmäßigen Kontrolle der Ladung entdecken Mölter und Verreet eine gebrochene Transportbefestigung des Traktors auf der Ladefläche. Mit viel Improvisation wird die gesamte Halterung von den beiden geändert. Die Arbeiten ziehen sich bis zum Nachmittag hin. Der verbleibende Tag wird dann noch zum Abschmieren und Auftanken der Wagen genutzt. Beide Fahrzeuge sind jetzt optimal eingefahren und die Motoren laufen sauber.
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
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25.04.2009 18:49 |
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Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
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7. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
,
Teil 6 des Afrikanischen Tagebuches mit Bild
Luftgekühlte Grüße
Thomas
6. April 1954:
Vor lauter Begeisterung nimmt ein Fahrer der Deutz - Vertretung Oran den S 6500 mit in die Werkstatt.
Das Ergebnis dieser tollen Idee: Da die Plane höher als das Werkstatttor war, blieb sie an eben diesen hängen und wurde zerrissen. Schuldbewusst wird sie von den Mitarbeitern der Vertretung repariert. Bei dieser "Gelegenheit" werden die Sonnenschutzdächer über den Fahrerhäusern verlängert, so dass sie nach der Verlängerung 50 Zentimeter überstehen. Mölter und Verreet verhindern dadurch, daß die Sonne auf deren Knie brennen kann. Eine Kleinigkeit die allerdings von allergrößter Bedeutung ist, denn die stechende afrikanische Sonne scheint durch die Kleidung und führt zu schmerzhaften Verbrennungen.
Das Team wartet immer noch auf die versprochenen Zollpapiere, die aus Algier nachgeschickt werden. Die Papiere müssen vom Zollamt in Oran abgestempelt werden, bevor die Fahrt fortgesetzt werden kann.
7. April 1954:
Es ist seit drei Tagen fast ununterbrochen am regnen, dass heisst es schüttet aus Eimern - regelrechte Wolkenbrüche. Die Einheimischen sagen dem Team große Schwierigkeiten in' Colomb-Béchar voraus, denn die normalerweise trockenen "Oueds" (ausgetrocknete Bachläufe) sind nach einigen Regentagen mit Wasser gefüllt. Mölter und Verreet sind zuversichtlich und wollen sich die Sache selber ansehen - die Magirus - Deutz Lastkraftwagen werden schon durchkommen.
8. April 1954:
Um 7.30 Uhr treffen Mölter und Verreet am Zollamt im Hafen ein. Der Inspektor ist außerordentlich freundlich. Nach nur einer Stunde sind die Transitpapiere bis Bangui fertig.
Vor der Abfahrt stattet das Team dem örtlichen Deutz-Vertreter noch einen kurzen Besuch ab. Nach dem Aufladen der Koffer wird die Fahrt bereits um 10.00 Uhr in Richtung Süden fortgesetzt.
Eine Mittagspause wird in Sidi-Bel-Abbés eingelegt. Auch hier wird das Team bereits sehnsüchtig vom lokalen Deutz - Vertreter erwartet. Nach einem kurzen Besuch geht es weiter nach Saida. Es regnet wieder in strömen. In Saida tanken Mölter und Verreet die Fahrzeuge auf und fahren unverzüglich weiter. Bis Le Kreider sind es noch 82 Kilometer.
Kurz vor Bouktout endet der komfortable Asphalt plötzlich - der Strassenbelag wechselt in faustgroßen Schotter. Ab hier beginnt jenes berüchtigte und so oft verfluchte Gebilde, eine Piste zwischen Strasse und Karawanenweg, deren Instandhaltung die Natur selbst besorgen muss, da Menschenkraft hierfür nicht ausreicht. Anfangs geht es noch recht gut voran, dann aber wird der Weg immer schlechter. Es beginnt mit den berühmten "TôIes-ondulées", einer einem überdimensionalen Waschbrett ähnlichen Oberfläche. Die Oberfläche der "Strasse" besteht hier aus Querrinnen, die alle 40 bis 50 Zentimeter eine kopfähnliche Erhöhung und dazwischen eine 10 Zentimeter tiefe Rinne aufweisen. Mölter und Verreet probieren zunächst verschiedene Geschwindigkeiten aus: bis zu 40 Kilometer in der Stunde wackeln und rappeln die Wagen, als ob alles jeden Moment auseinander fliegt - je höher die Geschwindigkeit jedoch ist, desto besser geht es. Als richtigen Durchschnitt ermitteln die beiden Fahrer eine Geschwindigkeit zwischen 55 und 60 Kilometern Bei diesem Tempo springen die Räder von einem Kopf zum anderen.
Das Abendessen nimmt das Team in Mecheria ein. Mit am Tisch sitzt der Polizeichef. Im Gespräch erfahren Mölter und Verreet das der Polizeichef Deutscher ist und seit 30 Jahren in Nordafrika lebt.
Um 21.00 Uhr geht es weiter Richtung Süden. Nach weiteren 20 Kilometern des beschriebenen, schlechten Weges wird es wieder besser. Die Geschwindigkeit wird wieder gesteigert. Die nächsten 30 Kilometer kann das Team mit 65 bis 70 "Sachen" fahren.
Plötzlich und ohne Vorwarnung bedeckt eine etwa 5 Zentimeter dicke Schlammschicht den Weg - die Fahrstraße ist nicht mehr zu erkennen und endet hier scheinbar - und das ausgerechnet nachts!! Nach langem Suchen finden Mölter und Verreet die alte Piste etwa hundert Meter weiter links wieder. Durch Gräben und Gestrüpp tasten sich die Fahrer mit ihren Fahrzeugen dahin vor.
Um Mitternacht erreicht das Team Ain-Setra. In dem armseligen Hotel sind gerade noch 2 Zimmer frei. Obwohl die Betten nicht sehr bequem sind, schlafen alle sehr schnell ein.
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01.05.2009 15:06 |
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Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
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8. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 7 des Afrikanischen Tagebuches mit Bild
Luftgekühlte Grüße
Thomas
9. April 1954:
Um 8.00 Uhr ist die Nacht zu Ende. Mit viel Mühe kann das Team bei der "Ponts et Chaussées" (Straßenverwal-tung) 50 Liter Dieselöl ergattern. Die Etappe die das Team am heutigen Tag geplant hat beträgt nur 276 Kilometer. Der Start findet kurz vor 10.00 Uhr statt - es geht weiter Richtung Süden. Die afrikanische Sonne steigt immer höher... und es weht ein heftiger Westwind. Die Piste unter den Rädern ist wieder komplett anders: "TôIes-ondu-lées" wechseln mit Schlaglöchern, Steinen und den unendlich- vielen Oueds.
Zur Krönung steht das Team vor einem ausgetrockneten Bachbett, das mit Felsblöcken ausgebaut ist. Der Weg durch das Bachbett führt 5 Meter steil hinab und auf der anderen Seite ebenso steil wieder hin-auf. Der Versuch Verreet's mit dem A 3500 unten im Bachbett zu halten um dann im 1. Gang wieder hochzukommen, kostet große Anstrengung. Nach weiteren hundert Kilometern ist ein Zwangshalt angesagt, da das Team auf Mölter mit dem S 6500 warten muss.
Die Passstraße des Gebirges ist hier nur etwa vier Meter breit - mit tiefen Abgrund rechts und steiler Felswand links. Von Mölter und dem S 6500 verlangt diese Situation das Äußerste. Nach einigen Minuten kommt Mölter mit seinem großen S 6500 heil beim Team, Verreet und dem A 3500 an. Doch auch wenn alle glauben, dass es nun besser wird - nach dem Überwinden dieser Achterbahn ist die Piste noch schlechter!
In Beni-Ounif legt das Team eine wohlverdiente Mittagspause ein.
Gegen 17.00 Uhr erreicht das Team Colomb-Béchar. Wie schon in Ain-Setra sieht es auch hier mit dem Hotelzimmer schlecht aus. Alle Hotels des Ortes sind überfüllt.
Mit viel Überzeugungskunst bekommt das Team eine Schlafmöglichkeit im Ping-Pong-Zimmer des Hotels Palmarais. Es werden vom Hotelpersonal Zelt-betten aufgeschlagen und das Team muss mit fünf Personen in dem kleinen Zimmer hausen. Einige im Team fühlen sich in die Zeit bei der Armee zurückversetzt.
Um der Enge des Zimmers zu entgehen stattet das Team am Abend noch einen Besuch der S.A.T.T.-Wagen-Schau ab. Wie überall sind auch hier die Fahrer mit den luft-gekühlten Deutz-Motoren sehr zufrieden. Interessiert werden der A 3500 und der S 6500 von den Einheimischen untersucht.
10. April 1954:
Der zweite Tag in Folge mit Sonnenschein. Vor dem Start in die Wüste müssen wieder diverse Formalitäten bei der Polizei und beim Zollamt erledigt werden. Gegen 19.00 Uhr fahren Mölter und Verreet in eine erstaunlich gut eingerichtete Werkstatt außerhalb der Stadt. Beide Fahrzeuge werden vor der Wüstenpassage genauestens überprüft und der normale Pflegedienst durchgeführt ( Abschmieren, Öl-wechsel für Motor, Getriebe und Achsen ). Ein paar Reparaturen werden im Zuge der Inspektion auch gleich erledigt: Auf der Fahrt von Oran bis Colomb-Béchar verlor der A 3500 ein Rücklicht und der S 6500 einen Thermostaten. An dem S 6500 muß außerdem die abgebrochene Motor-hauben-Verriegelung geschweißt werden. Der A 3500 hat nun einen Kilometerstand von 3654 km, der S 6500 von 3865 km.
Abschließend werden die Fahrzeuge aufgetankt und zusätzliche, 60l fassende Wasserkanister besorgt. Nach der Beschaffung sonstiger, notwendiger Kleinigkeiten ist das Team bereit für die 2100km lange Wüstendurchquerung bis Gao.
Alle sind auf den 11. April gespannt - was wird er bringen? Die Meinungen in diversen Gesprächen mit Einheimischen bezüglich der Streckenqualität gehen weit auseinander: Einige sagen, die Strecke sei besser als die vorherige, andere meinen, sie ist schlechter. Mölter und Verreet haben ihre eigene Ansicht: Viel schlechter als die letzten 400 Kilometern kann es eigentlich gar nicht mehr werden.
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26.05.2009 17:39 |
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Magirus-Deutz
   

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9. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
,
Teil 8 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
11. April 1954 - Der Start in die Wüste:
Am Morgen steht die Sonne beim Start um 9.00 Uhr in Colomb--Béchar bereits schon hoch am Himmel. Anfangs sind die Straßen noch sehr gut, dann aber folgt wieder die Piste. Nach etwa 20 Kilometern wieder einmal "Tôles-ondulées". Obwohl Verreet mit Vollgas fährt, zieht der A 3500 nicht wie gewohnt. Kontinuierlich fällt die Geschwindigkeit auf 55, 50 auf ebener Strecke, schließlich ist es gar nicht mehr möglich im großen Gang zu fahren. Das Team legt einen Halt ein und untersucht die Brennstoffzufuhr - alles in Ordnung! Nach der Weiterfahrt wieder dasselbe Phänomen. Wieder wird ein Halt eingelegt - NICHTS....Nach weiteren drei- oder vier Starts und Stops erreicht das Team schließlich die Berge des Sahara-Atlas-Gebirges. Plötzlich zieht der A 3500 wieder. Das Team sucht nach einer Erklärung und findet die Lösung. Ein starker Seitenwind sorgte dafür, daß der Wagen nicht vorwärts kam. Bei Erreichen des Gebirges wurde dann aber die Gewalt des Windes gebrochen und der A3500 lief wieder normal.
Kurz nach Igli legt das Team eine Pause ein. Zum ersten mal auf der Reise wird in freier Natur vom mitgeführten Proviant gegessen. Nach der Pause gestaltet sich die Weiterfahrt zwischen Steinen, Felsen und den "Tôles-ondulées" sehr schwierig. Vor dem Erreichen der eigentlichen Wüste muß das Team noch etwa 100 Kilometer Gebirgs-straße bewältigen. Diese "Straße" ist allerdings nur ein sehr schmaler Weg, eine höchstens drei Meter breite Achterbahn.
Das Team kämpft sich weiter vor bis die Nacht einbricht. In der Dunkelheit taucht plötzlich ein Licht auf. Kerzas ist erreicht! Glücklicherweise ist in der Siedlung ein Hotel vorhanden, das allerdings erst vor zwei Monaten eröffnet wurde. Um 20.30 Uhr haben alle Quartier bezogen. Beim Abendessen wird Bilanz gezogen: es wurden nach dem Start in Colomb-Béchar genau 350 Kilometer zurückgelegt. Überwiegend ist jeder der Meinung, daß die Reise bisher sehr schön war. Doch mit dem morgigen Tag wird die eintönige Sahara beginnen - mit Felsen, Steinen und dazwischen Sand in allen Farben. Der Straßenuntergrund soll laut Aussage der Einheimischen reiner, un-bearbeiteter Fels sein.
Gespannt erwartet das Team die kommende Strecke und begibt sich auf die Zimmer.
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01.06.2009 18:10 |
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Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
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10. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 9 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
12. April 1954:
Am Morgen stellen alle mit Erstaunen fest, daß beide Wagen im losen Sand stehen und sämtliche Reifen bis zu den Felgen eingesunken sind. Ohne große Anstrengung kommen die Fahrzeuge aus eigener Kraft wieder frei.
Die Piste ist unverändert. Nervendes Geholper und Gehopse. Mölter und Verreet wissen sich nur durch eins zu helfen: Rücksichtslos und mit Vollgas "fliegen" sie drüber weg! Nach Überwindung des Col 15, den letzten Paß, geht es weiter bis Adrar. Auf der gesamten 266 Kilometer langen Strecke entdeckt das Team kein einziges Haus. 100 Kilometer vor Adrar beginnt die Sandwüste. Zur Begrüßung empfängt die Sahara das Team mit einem turbulenten Sandsturm und vermittelt so gleich den richtigen Eindruck. Der Sandsturm ist schlimmer als dichtester Nebel - teilweise können Mölter und Verreet keine 10 Meter weit sehen. Trotz-dem müssen die Erdwellen mit einer Geschwindigkeit von 50-60 Kilometer genommen werden. Würden Mölter und Verreet langsamer fahren, ginge alles kaputt. Der Sand dringt überall herein. Auf den Ladeflächen der Fahrzeuge liegt bereits eine dicke Sandschicht. Alle Koffer und das mitgeführte Material sind weiß.
In Adrar nutzt das Team die Pause zum Mittagessen. Vor der Weiterfahrt werden beide Fahrzeuge aufgetankt und die geplante Abfahrt um 18.00 Uhr beim Militärposten gemeldet. Den Start der Fahrzeuge meldet dieser dann auch unverzüglich an den nächsten Militärposten über Telegraph.
Der ständige Wind hat sich gelegt, aber die Piste wird sandiger. Mit hoher Geschwindigkeit gerät Verreet plötzlich mit dem A 3500 in einen Sandhügel und steht nach 16 Metern still. Mölter, der mit dem S 6500 kurz hinter dem A 3500 folgt, kann noch rechtzeitig halten. Es ist Nacht und der A 3500 sitzt mit beiden Achsen auf. Mit Schaufeln werden die Räder wieder freigelegt und im Geländegang geht es mit Mühe Stück für Stück weiter durch die Düne bis endlich wieder fester Boden erreicht ist. Der A 3500 hat gegenüber dem S 6500 den Nachteil, daß die Reifen schmaler sind und des-halb fast doppelt so tief einsinken. Die Erfahrungen zeigen: In der Wüste zählt nur eins - viele, viele PS, breite Reifen und luftgekühlte Motoren!
Nach dem Erlebnis in der Sanddüne passen Mölter und Verreet noch besser auf. Sie schalten vor den unvermeidlichen SandsteIlen rechtzeitig herunter und Verreet nutzt beim A 3500 verstärkt den Geländegang. Um 22.00 Uhr wird Reggan erreicht. Die letzten 140 Kilometer von Adrar waren eine Abwechslung zwischen WeIlenstrecken und zusammengewehtem Sand. In Reggan, mitten in der Wüste, entdeckt das Team ein wunderbares Hotel, das von einem Farbigen geführt wird. Das Essen ist hervorragend und jeder bekommt ein Einzelzimmer. Beim Abendessen wird wieder Bilanz gezogen. Rückblickend stellen alle fest, daß die beiden Magirus - Deutz Fahrzeuge bereits seit Oran (1400 km) bis auf das Äußerste beansprucht sind und es keine vergleichbare Probestrecke in Europa gibt. Die normalen Versuchsfahrten und Prüfungen in Europa sind ein Kinderspiel gegenüber dieser Tort(o)ur. Ein normales Serienfahrzeug, daß durch die Sahara kommt, kann nur ein hervorragendes Erzeugnis sein.
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07.06.2009 00:08 |
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Stabo
   
Dabei seit: 08.02.2009
Name: Bastian Herkunft: Lauf a. d. Peg.
Alter: 39
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Sehr interessant.
Bitte weiter so.
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07.06.2009 01:21 |
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Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
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11. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 10 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
13. April 1954:
Nach einer kurzen Kontrolle der Fahrzeuge startet das Team um 10.00 Uhr zur Tagesstrecke von 515 Kilometern bis zum nächsten Etappenziel Bidon V. Die "Straße" ist wie am Tage zuvor - Sand und "Tôles-ondulées". Die ersten 83 Kilometer werden ohne Hindernisse abgespult, dann aber kommt tiefer, loser Sand. Nach zwei Stunden zäher Fahrt wird es wieder besser. An Kilometerpunkt 276 stehen zwei Baracken. Sie sind von zwei Farbigen bewohnt, die den Teammitgliedern eine Tasse Tee anbieten. Die Einladung wird dankend angenommen. Nach dem die Tassen geleert sind und mit "Händen und Füßen" Konversation betrieben wurde, will das Team die Reise fortsetzen - aber........
Unter der Maschine des A 3500 liegt Öl! Schreck - Untersuchung - Befund: die elastische Verbindungsleitung zum
Ölfilter ist undicht und läßt Öl durch. Kein Problem - ein Blick auf die Liste der mitgeführten Ersatzteile - und ein anderes
Problem ist da - das Teil ist nicht dabei. Was nun?
Kurz entschlossen wird Öl nachgefüllt und weitergefahren. Es ist bereits 17.00 Uhr und bis Bidon V sind es noch 243 Kilometer.
Nach 20 Kilometer Sand und Holperpiste wird nochmals der Ölstand geprüft. Er ist noch im grünen Bereich. Das Team setzt die Fahrt fort. Es folgt tiefer Sand bis Kilometer 390. Nachdem die beiden Fahrzeuge wieder einmal mit der Schaufel freigelegt werden müssen, versuchen Mölter und Verreet eine neue Taktik. Sie fahren teilweise einige hundert Meter neben der Piste im Zick-Zack-Kurs, wodurch sie den festesten Boden finden.
Dann wird die Piste wieder besser und das Tempo kann wieder gesteigert werden. Mit 65 "Sachen" rauschen die beiden Magirus - Deutz Wagen über die "Tôles-ondulées". Nachdem noch mehrere Male der Ölstand kontrolliert und Öl nachgefüllt wurde, erreicht das Team gegen 23.00 Uhr Bidon V. Bidon V heißt übersetzt "Fünf Blechkanister". Tatsächlich stehen dort auch nur fünf Blechbaracken. Nach den heu-tigen 515 Kilometern ist jeder im Team zum Umfallen müde und begibt sich ohne Abendessen zur Ruhe.
__________________ Die brummen immer und schnaufen nie
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20.06.2009 13:45 |
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Martin R.
   

Dabei seit: 04.01.2008
Name: Martin Herkunft: Wo die Hasn Hosn und die Hosn Husn hasn
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21.06.2009 17:34 |
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Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
Themenstarter
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12. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 11 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
14. April 1954:
Das Team macht es sich bei einem guten Frühstück mitten in der Wüste gemütlich. Bis alle aufgegessen haben, alles wieder verstaut und Diesel aus den Fässern abgefüllt ist, zeigt die Uhr bereits 11.00 Uhr.
Die heutige Etappe soll wegen dem hier bekannten weichen Treibsand sehr schwierig sein. Das Wetter ist genau richtig. Es ist nicht zu warm, sodaß in den Fahrerhäusern "nur" 35 Grad Celsius herrschen. Mölter und Verreet fahren mit rund 70 Stundenkilometern über die "Rüttelbahn"
und mit derselben Geschwindigkeit in den Treibsand hinein. Die Geschwindigkeit erweist sich als ideal, denn durch den Schwung kommen sie auch wieder gut aus dem Treibsand heraus.
Ab Kilometer 180 bestimmen wieder Berge und Hügel die Landschaft. Gegen 16.00 Uhr erreicht das Team Tessalit.
Nach einem ausgiebigen Essen werden die beiden Fahrzeuge abgeschmiert und kontrolliert. Beim A 3500 mußte andauernd Öl nachgefüllt werden. Jeder im Team ärgert sich sehr darüber, daß der Verbindungsschlauch nicht als Reserve mitgegeben wurde. Um 21.00 Uhr begeben sich alle zur Ruhe.
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04.07.2009 15:12 |
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Magirus-Deutz
   

Dabei seit: 02.10.2006
Name: Thomas Herkunft: Niedersachsen
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13. Afrikanisches Tagebuch - 1954 |
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Hallo
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Teil 12 des Afrikanischen Tagebuches.
Luftgekühlte Grüße
Thomas
15. April 1954:
Pünktlich um 6.00 Uhr startet das Team nach Gao. Die Piste ist verhältnismäßig gut, vergleichbar einer neu geschotterten Straße in Europa.
Die Fahrt muß regelmäßig zum Nachfüllen von Öl beim A 3500 unterbrochen werden. Unterwegs tauchen mehere Herden Gazellen auf. Die quicklebendigen Tiere haben scheinbar keine Furcht vor den sonor brummenden Motoren, denn sie spielen um die in Staub gehüllte Kolonne und springen manchmal kaum 10 Meter vor den Rädern über die Piste. Etwas später entdeckt das Team auch einige Kamele. Allerdings wagen sich diese Tiere kaum in die Nähe der Fahrzeuge, sondern stehen abwartend mit majestätisch aufgereckten Hälsen, auf denen ein kleiner Kopf mit großen Ohren und wulstigen Lippen sitzt, gleichsam als wären sie unberührte Zuschauer der Wüstenfahrt.
Weiter geht es durch Aguel'hoc, nach Anefis. Jedesmal, wenn ein Halt in einem Eingeborenendorf eingelegt wird, sind die beiden Wagen von Einheimischen umringt. Beim Verteilen von kleinen Präsenten erfreuen sie sich mehr an Zigaretten als an den ihnen unbekannten Apfelsinen. Als die Teammitglieder den staunenden Farbigen zeigen, wie diese Südfrucht geschält und gegessen werden, amüsieren sich diese eher über die Darbietung.
Im weiteren Verlauf durchfährt das Team die Gegend des sehr gefährlichen Wüstenstammes, der Tuaregs, die sich jedoch freundlich verhalten oder anders gesagt, sie zeigen sich gar nicht. In Anefis ist das Mittagessen geplant, aber es in dem Ort gibt es keine Möglichkeiten. Einige Kilometer weiter hält die Kolonne an und Mölter erbarmt sich als Küchenchef. Er kocht sein Leibgericht - Tomatensoße mit Büchsenfleisch inklusive "Sandstaubeinlage", dazu Makkaroni nach italienischer Art. Das Ganze schmeckt allen sehr gut, die Sandeinlage macht sich beim Kauen jedoch weniger angenehm bemerkbar.
Aber da sich alle schon an so Vieles gewöhnen mußten, wird auch dieses klaglos ertragen. Bei einer Temperatur von 45 Grad im Schatten raucht jeder anschließend noch eine Zigarette.
Nach der Pause wird beim A 3500 wieder der Ölstand kontrolliert und Öl nachgefüllt. Die Nachfüllmenge entspricht einem Verbrauch von 2 Liter Öl auf 100 Kilometer. Der weitere Verlauf der Fahrt führt vorbei an Bouren und gegen 20.00 Uhr erreicht das Team Gao.
In Gao angekommen ist die erste Etappe der Saharadurchquerung gut überstanden. Mölter und Verreet haben dabei zugleich einen Rekord herausgefahren, der auf fünf Tagesfahrten von Colomb-Béchar bis Gao, einen Durchschnitt von 50 Kilometern pro Stunde ausweist. Das Ergebnis konnte in erster Linie dank der luftgekühlten Deutz- Motoren erreicht werden. Die Fahrzeuge brauchten kein einziges Mal wegen Überhitzung anhalten.
Zum Vergleich ist zu erwähnen, daß bei der Rallye Algier -Kapstadt ( La Cap ) die Sahara mit denselben Etappen wie hier geschildert durchfahren wurden, jedoch mit einer Geschwindigkeit von "nur" 35 Kilometer pro Stunde. Selbst von den startenden Spezialfahrzeugen wird dieser Durchschnitt von nicht einmal 10% gehalten.
Kleine Schäden an den Fahrzeugen sind allerdings einige zu verzeichnen:
- A 3500 : die elastische Verbindungsleitung zum Ölfilter und Bruch der Befestigung des linken Schlußlichtes
- S 6500 : der rechte vordere Kotflügel ist 50 Zentimeter auf-gerissen und die Blechbefestigung unter der Motorhaube
ist gebrochen (ein Schaden, der mit dem Seetransport zu-sammenhängt ).
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18.07.2009 14:52 |
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